ANTENNE VORARLBERG
Mehr Musik! Mehr Vielfalt!
Egal ob im Supermarkt oder zu Hause: Das schreiende Kind treibt einem die Schweißperlen auf die Stirn und schnell macht sich Verzweiflung breit: Was ist nur los? Wie kann ich meinem Kind helfen? Wie schaffe ich es, nicht selbst gleich die Nerven zu verlieren? Fakt ist die Trotzphase gehört zur normalen kindlichen Entwicklung.
Als Fachbegriffe verwendet man hier auch Autonomiephase oder Autonomiebestreben. In der Trotzphase lernt das Kind, einen eigenen Willen zu haben und diesen auch durchzusetzen. Anfangs sind Eltern bei auftretenden Wutanfällen oft ängstlich und ratlos, weil sie denken, sie hätten etwas falsch gemacht. Hilfreich ist es, wenn ihr euch immer wieder klarmacht, dass es sich bei der Trotzphase eben nur um eine vorübergehende ‚Phase‘ handelt. Sie gehört zur Entwicklung eines jeden Menschen dazu und geht wieder vorbei.
Wir haben einige Tipps für euch zusammengefasst, die euch im Umgang mit eurem Kind in der Trotzphase helfen können. Jetzt auf „weiter“ klicken!
Die erste Trotzphase kann durchaus mit zwei Jahren, also im Kleinkindalter, beginnen und bis zum sechsten Lebensjahr andauern. Bei den meisten Kindern geht sie jedoch langsam mit drei oder vier Jahren wieder zurück. In diesem Alter wollen sie immer genau das haben, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Schreien und strampeln sind noch die harmloseren Ausdrucksformen in der Trotzphase. Auf den Boden trommeln, den Kopf wiederholt gegen ein Möbelstück schlagen und schreien, bis das Gesicht blau anläuft, sind Trotzreaktionen, die so manche Eltern beunruhigen oder gar zur Verzweiflung bringen können.
Kinder erkennen in der Trotzphase, dass sie mit ihrem Verhalten Einfluss auf ihre Umwelt nehmen können. Sie merken nun, dass sie als Person Entscheidungen treffen können, auch wenn sie die Tragweite der Entscheidungen meist noch nicht einzuordnen wissen. Sie lernen auch, dass es für nahezu jede Entscheidung eine Alternative gibt. Hiermit sind Kinder noch überfordert, da sie noch nicht wirklich zwei Angebote miteinander vergleichen können. Bietet man einem Kind zwei Möglichkeiten zur Auswahl, etwa beim Essen, entscheidet sich das Kind meistens schnell für die Zweite, ohne wirklich einen Vergleich anstellen zu können. Wird die Mahlzeit dann serviert, merkt das Kind, dass es doch lieber die andere Speise gehabt hätte. Da es sich jedoch noch nicht richtig ausdrücken kann, entlädt sich der hieraus entstandene Frust in einem Wutanfall.
Die Trotzphase bei Kleinkindern ist eine wichtige Phase, in der die Selbstständigkeit des Kindes zunimmt und es eigene Kompetenzen entwickelt. Deshalb sollten Eltern auch nicht immer dagegen halten, denn sonst entsteht daraus nur noch mehr Trotz beim Kind oder es wird zunehmend antriebslos und abhängig, da es seine Kompetenzen eben nicht entwickeln kann.
Auf den nächsten Seiten sagen wir euch, wie ihr entspannt durch die Trotzphase eures Kindes kommt!
Bitte nehmt das Verhalten eurer Kindes nicht persönlich! Euer Kind trotzt nicht, um euch zu ärgern. Es kann seine Wut noch nicht steuern und wird durch einen Wutanfall selbst in Angst und Schrecken versetzt. Wenn ihr euch von seiner Wut mitreißen lasst, verstärkt ihr nur seine Angst und seinen Trotz.
Es ist dem Kind keine Hilfe, wenn es sich ständig zwischen Angeboten entscheiden muss: Apfel oder Banane, Zoobesuch oder Spielplatz, Milchreis oder Grießbrei. Im zweiten bis dritten Lebensjahr kann das Kind noch keine Vergleiche vornehmen und zwischen Angeboten abwägen. Manchmal soll das Kind entscheiden dürfen, oft ist es besser, wenn die Eltern zum Wohl des Kindes entscheiden, wenn man hiermit einen Tobsuchtsanfall vermeiden kann.
Euer Kind möchte immer mehr Dinge alleine machen, was natürlich bedeutet, dass schon mal der Tisch unter Wasser gesetzt wird oder ein Glas zu Bruch geht. Ihr solltet eurem Kind möglichst viel erlauben und es vorsichtig unterstützen, ohne ihm zu viel abzunehmen. Dies zahlt sich für alle Zeiten aus. Kann euer Kind seine Fähigkeiten erproben und verbessern, wird es immer selbstbewusster und selbstständiger.
In der Trotzphase sollte die Regelung des Tagesablaufs neu überdacht werden. Es gilt: So wenig Regeln und Verbote wie möglich. Das bedeutet nicht, dass ihr nun in allem nachgeben sollt. Überlegt euch, welche Dinge euch wirklich wichtig sind und setzt konsequent die Einhaltung dieser Grundregeln durch.
Euer Kind befindet sich in einer Entwicklungsphase zu mehr Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Um diese Entwicklung positiv zu beeinflussen, solltet ihr den Willen eures Kindes ernst nehmen und auch mal zu Kompromissen bereit sein, wenn es nicht gerade um eure Grundregeln geht.
Kleinkinder haben noch kein Zeitgefühl. Sagt man „gleich fahren wir zur Oma“ denkt das Kind, es geht sofort los. Muss der Elternteil dann erst noch die Spülmaschine ausräumen und die Wäsche aufhängen, wird ein Kind schnell ungeduldig. Es ist also hilfreich, dem Kind nicht zu früh zu sagen, was als nächstes ansteht.
Bei Geschrei solltet ihr nicht nachgeben. Wenn ihr einmal „Nein“ zur Schokolade gesagt habt, dann bleibt auch dabei. Euer Kind muss wissen, dass es mit Geschrei und Getrampel nichts erreicht. Das heißt, dass Kompromisse frühzeitig geschlossen werden sollten, bevor euer Kind ausflippt.
Wenn euer Kind etwas Unmögliches oder Gefährliches will, solltet ihr sanft und entschieden „Nein“ sagen und warten, bis es sich ein wenig beruhigt. Dann könnt ihr ihm eine realistische und angemessene Alternative anbieten.
Besonders bei beginnenden Wutanfällen in der Öffentlichkeit ist es angebracht, wenn ihr schnell reagiert und versucht, euer Kind mit einem raschen Szenenwechsel abzulenken, nach dem Motto: „Schau doch mal der Bagger da vorne.“ oder „Hast Du Lust, auf der Rolltreppe zu fahren?“
Droht niemals eurem Kind mit Worten wie „Wenn Dein Vater kommt, wirst du was erleben“ oder „Ich gebe Dich weg“. So etwas kann euer Kind stark verängstigen und dauerhaft sein Selbstvertrauen schwächen.
Selbst wenn euer Kind noch so laut brüllt, wenn es schlägt und trampelt und die Wut in euch hochsteigt – Ihr solltet nie versuchen, euer Kind mit Gewalt zur Vernunft zu bringen. Dadurch schadet ihr seinem Selbstvertrauen und seiner Entwicklung.
Auch Freunde und Familie sollten die Einhaltung der Grundregeln durchsetzen, denn: Wenn zwar die Eltern konsequent sind, die Großeltern aber dem Kind nachgeben, wird das Kind nur umso stärker versuchen, auch bei den Eltern seinen Willen durchzusetzen.
Nur, wenn es aus Angst nicht wagt zu kämpfen oder zu trauern. Trotzanfallfreie Kinder sind vielleicht nur besonders robust. Oder es sind zufriedene Persönchen, die bekommen, was sie brauchen, und die in kleinen Portionen lernen, Frust auszuhalten.
Aufbrausende Kinder und temperamentvolle Eltern schaukeln sich oft gegenseitig hoch. Je früher Eltern die zunehmende Spannung erkennen, desto besser. Meistens geht es nicht um die Schokolade an der Supermarktkasse, sondern um deren beruhigende Wirkung, weil vorher schon Übermüdung, Hunger, Langeweile oder Angst da sind. Ein Fingerspiel, ein Stückchen Brot, ein freundliches Gesicht, können helfen, dass Trotz nicht ausartet. Wenn es heute nicht klappt, schafft man es vielleicht morgen, die Sache für alle angenehmer zu machen. Das sollte das Ziel sein. In dieser anspruchsvollen Phase ist es unmöglich, immer richtig zu handeln.
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